Die Kleidung der Dominikaner (genauer des Predigerordens, Ordo Praedicatorum, OP) im Mittelalter besteht laut den Statuten des Ordens aus:
- Einer leinernen Unterhose / Bruche
- Wollenen Beinkleidern / Beinlingen
- geschlossenen Lederschuhen
- Einer weißen wollenen Tunika
- Einem weißen wollenen Skapulier mit Kapuze
- Einem Ledergürtel (über Tunika, aber unter Skapulier)
- Einer schwarzen wollenen Cappa mit Kapuze (ein ärmelloser vorne je nach Zeit halb oder ganz offener Umhang)
- Dominikaner tragen eine Tonsur
Die Dominikaner sind zugleich ein Kanonikerorden, der nur aus Klerikern (Priestern, Diakonen, etc., keinen Laien) besteht und ein Bettelorden, der keinen Landbesitz zur Versorgung hält und bevorzugt Seelsorge in Städten betrieb.
Sie entstanden Anfang des 13. Jahrhunderts in und um Toulouse. Abbildungen vor dem rapiden Wachstum von der lokalen Predigergruppe zum internationalen Orden etwa 1220 sind keine bekannt. In den folgenden drei Jahrhunderten gehörten die Dominikaner zu einem der weit verbreitetsten und einflussreichsten Orden.
Woran erkennt man mittelalterliche Dominikaner?
Mittelalterliche Dominikaner sehen aufgrund der schwarzen Cappa (einem vorne offenen ärmellosen Mantel) über den anderen weißen Kleidungsstücken ein wenig aus wie Pinguine.
Im Unterschied zur Kleidung anderer Kanonikerorden tragen sie ihren Gürtel unter dem Skapulier, sodass man ihn meistens nicht sieht.
Die weiße Kapuze des Skapuliers und die schwarze Kapuze der Cappa werden ineinander gelegt, sodass es aussieht, als wäre die schwarze Kapuze weiß gefüttert. Ist sie aber nicht, es sind zwei getrennte Kleidungsstücke.
Die Kapuzen sind, wie bei den meisten Orden bis etwa zur Mitte des 14. Jahrhunderts immer an das Skapulier und die Cappa angenäht. Erst danach entwickelt sich die separate Kapuze mit Schulterkragen.
Dominikaner tragen keine Gürtelstricke und keine Sandalen (und gehen erst recht nicht barfuß). Das sind Kennzeichen der Franziskaner-Kleidung und späterer Reformbewegungen anderer Orden.
Dominikaner tragen keine Wappen oder Zeichen auf ihrer Kleidung und normalerweise auch keine offen sichtbaren Kreuze. Bei Bildern von Dominikanern, die zugleich Kardinal oder Bischof sind, werden die entsprechenden Hüte, Stäbe, Handschuhe und Umhängekreuze über der Ordenskleidung getragen.
Gut zu wissen!
Die Kleidung mittelalterlicher Dominikaner sieht gerade aus der Entfernung anderen Kanonikerorden, den frühen Prämonstratensern, Serviten oder Varianten der Augustiner-Chorherren-Kleidung sehr ähnlich. Die Priesterbrüder der Ritterorden trugen ein vergleichbares Ensemble. Es gab wahrscheinlich sogar noch mehr im Mittelalter entstandene und wieder untergegangene Gemeinschaften, von denen wir gar nichts wissen, die sehr ähnliche Kleidung trugen.
Da fast alle dieser Gemeinschaften der Augustinus-Regel folgten (auch die Dominikaner) ist der „Pinguin-Look“ mit Cappa gewissermaßen das Kennzeichen von Priestern, die nach der Augustinus-Regel leben.
Ein wichtiger Grund dafür, dass die frühen Dominikaner keine „neue“ Ordenskleidung entwarfen, sondern eine besonders strenge Version der in Katalonien und dem Languedoc üblichen Kleidung regulierter Priester nutzten, war wahrscheinlich das Umfeld der Katharerfeldzüge, in denen sie aus augustinisch lebenden Priestern entstanden. Der Verzicht auf Leinen (abseits der Unterhose / Bruche) und die Nutzung eines Skapuliers hoben Sie zwar aus der Nähe ab, auf die Ferne war es aber wichtiger, dass sie als reguläre, konservative Priester-Brüder der Amtskirche erkennbar waren.
Im Lauf der Zeit änderte sich nicht nur die Form der Kapuze. Auch die ursprünglich engen Ärmel der Tunika wurden zum Ende des Mittelalters hin weiter und das Skapulier kam in verschiedenen Breiten vor. Während in der Anfangszeit das Schwarz der Cappa die Farbe ungefärbter dunkler Wolle war, die verschiedene Einschläge zu braun, grau oder sogar einen leichten Rotstich haben konnte, wurden die Stoffe wohl schon im 14. Jahrhundert schwarz gefärbt.
Quellen zur Kleidung der Dominikaner im Mittelalter
- Keine bekannten erhaltenen Originale
- Acta Capitulorum Generalium Ordinis Praedicatorum. In: Reichert, Benedikt Maria: Monumenta Ordinis Fratrum Praedicatorum Historica 3. Acta Capitulorum Generalium 1. Rom 1898.
- Chronica fratris Jordani (Collection d’etudes et de documents sur l’histoire religieuse et litteraire du Moyen-Age 6). Hg. v. Heinrich Böhmer. Paris 1908.
- Constitutiones antique ordinis fratrum predicatorum. In: Thomas, Antonius-Humbert OP: De oudste Constituties van de Dominicanen. Löwen 1965.
- Constitutiones quae vocantur Ordinis Praemonstratensis e codice Collegii Sanctae Trinitatis Dublinensis 1081 (Corpus Christianorum Continuatio Mediaevalis 216). Hg. v. Martin Colker. Turnhout 2008.
- Humberti de Romanis expositio super constitutiones fratrum praedicatorum. In: Berthier, Joachim J.: B. Humberti de Romanis opera de vita regulari. Rom 1888/1889. Bd. 2 S. 1-178.
- Iacobus de Vitriaci, Historia occidentalis. In: Hinnebusch, John Frederick OP: The Historia Occidentalis of Jacques de Vitry. A critical Edition. Freiburg 1972.
- Libellus de principiis ordinis praedicatorum auctore Iordano de Saxonia. In: Laurent: Monumenta Historica S. P. N. Dominici 2.
- Monumenta Historica S. P. N. Dominici 1 In: Laurent, Marie-Hyazinthe OP: Monumenta 101 Ordinis Fratrum Praedicatorum Historica 15. Rom 1933.
- Tractatus de approbatione ordinis fratrum praedicatorum. Hg. v. Thomas Kaepelli (Archivum Fratrum Predicatorum 6). Rom 1936. S.139-144.